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Zwischen Paradies und Realität: Vier Tage auf Nusa Penida

8. Oktober 2024

Eine Reise zwischen Traumlandschaften und unbequemen Wahrheiten

Das wahre Geschenk des Reisens ist nicht das, was wir sehen – sondern das, was wir lernen!

Amy

Aufbruch zur Inselidylle: Von Singapur nach Bali

So lebendig und faszinierend Singapur auch war, freuten wir uns nun auf Inselidylle und weiße Strände – ein Rückzug ins Natürliche, wo das Leben einfacher und langsamer verläuft.
Von der pulsierenden Metropole Singapur aus begaben wir uns auf einen kurzen (2 1/2 Std) Flug und landeten am Flughafen Denpasar auf Bali. Unser Ziel? Die Insel Nusa Penida.
Direkt nach unserer Ankunft in Bali ging es ohne Umwege weiter nach Sanur, dem Ausgangspunkt für die Fähren nach Nusa Penida.
Die Überfahrt, etwa 45 Minuten lang, wurde zu einem ersten Moment des Staunens: Das Schnellboot schoss durch den glitzernden Indischen Ozean, während die untergehende Sonne den Himmel in leuchtenden Gold- und Rottönen erstrahlen ließ, die Gischt in feinen Tropfen aufspritzte und im Sonnenlicht funkelte wie Millionen kleiner Diamanten.
Ein zauberhafter Beginn unseres Kurzurlaubs auf Nusa Penida, wo wir Naturwunder und stille Augenblicke gleichermaßen erwarteten.

Im Dunklen in unserer Unterkunft angekommen… nur noch lecker was gegessen und dann voller Vorfreude auf die kommenden Tage eingeschlafen…

Die wilde Schönheit der Westküste: Felsen, Klippen und beeeindruckende Ausblicke

Die Klippen von Nusa Penida fallen so steil ins Meer, als würde die Erde selbst einen Atemzug im Anblick des Ozeans nehmen.

Amy

Am nächsten Tag erkundeten wir die Westküste der Insel, wo uns gleich ein paar der berühmten Attraktionen erwarteten: Broken Beach, mit seinem kreisrunden Felsbogen, der wie ein Fenster ins unendliche Blau des Ozeans reicht. Der Anblick war surreal, die Natur hier wild und majestätisch.
Kelingking Beach, dessen Form an das Skelett eines Dinosauriers erinnert, bot einen Ausblick aus 200 Metern Höhe auf einen hellen Sandstrand, der sich wie eine Sichel zwischen die Klippen schmiegt. Doch so atemberaubend die Aussicht auch war, wir fühlten uns erdrückt – nicht von der Natur, sondern von den Menschenmengen und dem vielen Müll entlang der Straßen.

Die Herausforderung des Tourismus und die Erkenntnis Teil des Problems zu sein

Jeder Reisende hinterlässt Spuren, selbst wenn er glaubt, nur flüchtig zu verweilen. Und die schönsten Orte sind oft auch die verletzlichsten

Amy

Ein paar Gedanken dazu vorab, denn unsere Tage auf Nusa Penida waren nicht nur eine Begegnung mit atemberaubender Natur, sondern auch mit einer unbequemen Wahrheit: Massentourismus und Müll.
An den berühmten Stränden und Sehenswürdigkeiten wie Kelingking Beach oder Broken Beach spürten wir es am deutlichsten. Menschenmengen drängten sich an den besten Aussichtspunkten, Boote brachten unaufhörlich weitere Tagesgäste auf die Insel, und der Müll entlang der Straßen und Strände war ein stiller Zeuge dieser Entwicklung. Es war schwer, den Moment wirklich zu genießen, wenn man umgeben ist von so vielen Menschen, die das Gleiche versuchen.
In diesen Augenblicken wurde mir bewusst, dass natürlich auch wir, mit unserem Wunsch, die Schönheit dieser Insel zu erleben, Teil des Problems sind. Wir sind nicht nur Beobachter:innen, sondern Akteure in einem komplexen Gefüge, das die Umwelt und die lokale Bevölkerung nachhaltig beeinflusst. Jedes Foto, das wir an den berühmten Spots machten, jeder Schritt, den wir setzten, trägt dazu bei, die Natur, die uns so bezauberte, weiter zu belasten. Keine schöne Erkenntnis, die mich mit einer gewissen Ohnmacht erfüllte – denn wie kann man die Welt bereisen, ohne ihr zu schaden?
Das Müllproblem wird natürlich nicht allein durch die Touristen verursacht. Der Unrat, der an den Straßenrändern und in der Natur liegt, stammt nicht nur von den vielen Besuchern. Auch die Einheimischen tragen zur Vermüllung bei. Plastiktüten, Flaschen und Verpackungen finden ihren Weg auf die Insel, bleiben dort und häufen sich an. Wir stellten uns die Frage, warum die Bewohner:innen ihr eigenes Paradies so behandeln?!


Es ist leicht, mit westlichen Augen zu urteilen, doch die Realität ist oft komplexer. In vielen ländlichen Regionen Indonesiens fehlen die nötige Infrastruktur und das Bewusstsein für Umweltschutz. Müllentsorgungssysteme existieren kaum, Recycling ist eine seltene Praxis, und der Umgang mit Abfall, wie wir ihn kennen, ist nicht immer Teil der Alltagsrealität. Gleichzeitig bringt der Tourismus zwar Einkommen, hinterlässt aber auch eine Flut an Plastik, die die Einheimischen alleine kaum bewältigen können.

An diesem Punkt sind wir wieder bei uns, den Touristen. Da das örtliche Leitungswasser nicht trinkbar ist, greifen Reisende zu Plastikflaschen, die dann in der Natur oder auf Deponien landen. Auf einer kleinen Insel wie Nusa Penida stellt dieser Müll eine enorme Belastung dar, die die lokale Bevölkerung bewältigen muss, während die Touristen oft unreflektiert wieder abreisen.
Eine interessante Idee, die aufkam als ich vor viiiielen Jahren auf den Malediven war, dass jeder Tourist seinen eigenen Müll mitnimmt. Auch wenn das logistisch schwierig umsetzbar ist, wäre es sicherlich eine lehrreiche Erfahrung, wenn Reisende am Ende ihres Aufenthalts einen symbolischen Müllsack überreicht bekämen. So würde der Konsum sichtbar gemacht und die Verantwortung für die hinterlassenen Spuren deutlicher werden. Ein solcher Ansatz könnte das Bewusstsein für nachhaltigeres Reisen schärfen und die Müllproduktion reduzieren.

Ein weiterer Aspekt der hinzu kommt, ist, dass das schnelle Wachstum des Tourismus für die Inselbewohner:innen eine große Herausforderung darstellt. Die meisten Menschen dort leben in einfachen Verhältnissen, und während der Tourismus neue Chancen bietet, bringt er auch eine Überlastung der natürlichen Ressourcen mit sich. Der Wohlstand, den der Tourismus verspricht, führt oft zu kurzfristigem Denken: Die Strände werden erschlossen, neue Unterkünfte gebaut, doch die Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke.
Es gibt keine einfache Lösung. Die Inselbewohner:innen brauchen sowohl das Einkommen, das der Tourismus mit sich bringt, als auch Unterstützung bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen für die Müllentsorgung und den Schutz der Insel. Und wir, als Reisende, müssen uns bewusst sein, dass unser Verhalten vor Ort Auswirkungen hat – auf die Menschen, auf die Natur und auf die Zukunft dieses fragilen Paradieses.

Rau und schön: Die beeindruckende Ostküste

An der Ostküste der Insel erwartete uns der Diamond Beach, dessen blendend weißer Sand von dramatischen Felsformationen umrahmt wird. Doch auch hier blieb uns der Abstieg verwehrt – die Wege waren zu steil, zu überfüllt, zu gefährlich, und mein Körper von den andauernden Schmerzschüben zu erschöpft, um es zu riskieren. So blieb uns nur der Blick von oben, ein atemberaubender Anblick.

Die stille Magie im Inneren der Insel: Bukit Teletubbies Hills

In den sanften Kurven der Hügel findet die Seele ihren Frieden – weit weg vom Lärm der Welt

Amy

Zum Glück gibt es auf Nusa Penida auch Orte, die vom Massentourismus noch weitestgehend unberührt sind. Auf unserem Weg durch die Berge erreichten wir die Bukit Teletubbies Hills, eine märchenhafte Landschaft von sanft geschwungenen, grasbewachsenen Hügeln. Die Abgeschiedenheit und Ruhe hier schenkten uns einen Moment der Besinnung. In der Einsamkeit der Hügel fühlten wir die Magie der Insel, die uns an anderen Orten entglitten war.
Auch die Dörfer durch die wir fuhren schienen noch völlig unbelastet vom Tourismus.

Die Nordküste: Eine unerwartete Erinnerung

Die Ozeane trennen die Kontinente, doch die Gezeiten tragen überall den gleichen Rhythmus – das Meer kennt keine Grenzen

Amy

Auch die Nordküste der Insel erkundeten wir, obwohl sie keine weißen Strände zu bieten hatte. Stattdessen fanden wir hier ein Schnorchelgebiet, das uns mit seiner wilden Natur überraschte. Wir wussten nicht, dass auch hier Ebbe und Flut den Küstenstreifen prägen – und so erinnerte uns dieser Teil der Insel, mit seinem „Matsch“ an die Nordsee. Eine unerwartete Parallele zwischen dem Indischen Ozean und unserer Heimat, die mich schmunzeln ließ.
Entlang der Küste, fanden wir viele charmante, stilvolle Cafes/Restaurants…

Ein unerwarteter Abschied: Erdbeben am Abreisetag

In einem Augenblick spüren wir die Erhabenheit der Natur, im nächsten ihre unbändige Macht – eine stille Mahnung, wie klein wir sind

Amy

Am Tag unserer Abreise von Nusa Penida zeigte sich die Natur von ihrer beeindruckendsten – und zugleich beängstigendsten – Seite. Ein Erdbeben der Stärke 4,7 erschütterte die Insel. Für einen Moment hielt die Welt (und ich) den Atem an, während der Boden unter unseren Füßen bebte. Es war eine kraftvolle Erinnerung daran, dass die Natur hier nicht nur atemberaubend schön, sondern auch unberechenbar und mächtig ist.
Für uns geht es nun weiter – zurück nach Bali, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen werden. Zuerst führt uns unsere Reise in den ruhigeren Norden der Insel. Doch das ist eine Geschichte für den nächsten Blogpost… Bleibt gespannt!

Fazit: Nusa Penida – Ein Paradies mit Ecken und Kanten

Nusa Penida ist eine Insel voller Schönheit, die jedoch unter den Auswirkungen des Massentourismus leidet. Die Landschaften sind spektakulär, von den traumhaften Stränden bis zu den stillen Hügeln im Inneren der Insel. Doch die Menschenmassen, die täglich an den schönsten Orten erscheinen, trüben das Erlebnis. Für mich war die Reise eine Lektion in Geduld, Achtsamkeit und Akzeptanz.
Was jedoch all die Herausforderungen und Mühen dieser Reise immer wieder aufwog, waren die Menschen. Egal, wo wir hinkamen, begegneten uns freundlich lächelnde Gesichter. Kinder winkten uns aufgeregt zu, neugierig und voller Lebensfreude. Die Insel mag von Touristen überflutet sein, doch die Wärme und Gastfreundschaft der Menschen schien unerschütterlich.

Noch ein paar Impressionen…

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Ich danke für euren Besuch!
XoXo Amy

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