Von der Idee zum Stoff: Das Handwerk des Webens
Die Kunst des Webens ist eine Einladung, die Schönheit im Prozess zu finden, nicht nur im Ergebnis.
Amy
Es wurde mal wieder Zeit, sich auf den Weg zu machen – dieses Mal nach Hamburg, um mit DIYhochdrei – Evi @mrsgreenhouse.de Smilla @smillaswohngefuehl und der zauberhaften Juula die alte Kunst des Webens neu zu entdecken.
In einer Welt, die sich immer schneller dreht, halten uns Handwerkskünste wie das Weben fest verankert, bringen uns zur Ruhe und lassen uns innehalten. Bei diesem besinnlichen Prozess, entstehen nicht nur schöne Dinge, sondern auch Momente der inneren Einkehr.
In Hamburg, einer Stadt, die selbst von ihrer reichen Handwerkstradition geprägt ist, finden wir uns in einem lichtdurchfluteten Atelier wieder. Umgeben von Wolle in allen Farben und Texturen, sitzen wir an den Tischwebrahmen und lassen unsere Hände über die Fäden gleiten. Für uns war es das erste Mal, dass wir an einem Webrahmen arbeiteten, und der Schal erwies sich als wunderbares Anfängerprojekt. Jede von uns konnte ihre Kreativität entfalten und zugleich die grundlegenden Techniken des Webens erlernen.
Es ist erstaunlich, wie meditativ dieser Prozess ist. Ein Webstück wächst langsam, aber stetig, fast wie ein Gedanke, der Form annimmt. In der Stille des Raumes hört man nur das leise Klappern der Webrahmen, während die Gedanken zur Ruhe kommen.
Die Kunst des Webens – Ein alter Faden, der die Zeit überdauert
Das Handwerk des Webens zeigt uns, wie schön es ist, mit Geduld und Liebe etwas Dauerhaftes zu schaffen.
Amy
Das Handweben ist eine der ältesten Kunstformen der Menschheit. Schon vor Tausenden von Jahren saßen Menschen an Webstühlen und schufen Textilien, die mehr waren als nur Nutzgegenstände – sie waren Ausdruck von Kultur, Geschichte und Individualität. Was heute wie eine Nische des Kunsthandwerks erscheint, war einst ein zentrales Element des täglichen Lebens. In diesem Workshop mit Juula spüren wir dieser Tradition nach und lassen sie mit einem modernen Twist aufleben.
Juulas Begeisterung – Ansteckende Freude am Handwerk
Von Anfang an schwappte Juuulas Begeisterung für das Weben direkt auf uns über. Ihre authentische, frische und doch ruhige Art, uns durch den Workshop zu führen, machte den Tag zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sie schaffte es, eine entspannte und kreative Atmosphäre zu schaffen, in der man sich wohlfühlte und gleichzeitig inspiriert wurde, Neues auszuprobieren. Man spürte sofort ihre Liebe zum Handwerk, und diese Leidenschaft half uns, das Weben nicht nur als Technik, sondern als Kunstform zu erleben.
Mit Faden und Rhytmus: Die Kunst des Webens am Tischwebrahmen
In der Einfachheit des Webens entdeckt man die Essenz der Achtsamkeit.
Amy
Das Weben am Tischwebrahmen ist ein faszinierender und achtsamer Prozess, bei dem aus losen Fäden ein harmonisches Gewebe entsteht. Der Tischwebrahmen, ein kompaktes und benutzerfreundliches Werkzeug, macht das Handwerk für Anfänger ebenso wie für erfahrene Weber zugänglich.
Der Webvorgang beginnt mit dem Aufspannen der Kettfäden auf den Rahmen. Diese Fäden bilden die Grundlage des Gewebes und werden parallel gespannt, um eine stabile Basis für den Schussfaden zu schaffen. Das Aufziehen der Kette erfordert Geduld und Präzision, da die gleichmäßige Spannung entscheidend für das spätere Ergebnis ist.
Sobald die Kette gespannt ist, kommt das Webschiffchen ins Spiel. Es trägt den Schussfaden und wird durch die Zwischenräume der Kettfäden – die sogenannten Scheiden – hindurchgeführt. Durch das Betätigen der Hebe- und Senkmechanismen des Rahmens wechseln die Kettfäden ihre Position, wodurch ein Fach entsteht, durch das der Schussfaden leicht hindurchgleitet.
Nach jedem Durchgang wird der Schussfaden mit einem Kamm oder der Weblatte angeklopft, um das Gewebe zu verdichten. Dieser rhythmische Wechsel von Fadeneinzug und Anschlagen verleiht dem Weben eine beruhigende, beinahe meditative Qualität. Muster und Designs entstehen durch die bewusste Auswahl von Farben, Garnarten und Webtechniken.
Der Prozess wiederholt sich, bis das gewünschte Stück fertiggestellt ist – sei es ein Schal, ein Tischläufer oder ein kreatives Wandbild. Das Abnehmen des fertigen Gewebes vom Rahmen ist ein besonderer Moment: Aus dem Spiel von Fäden und Händen ist ein einzigartiges Kunstwerk entstanden.
Das Weben am Tischwebrahmen ist nicht nur ein kreatives Handwerk, sondern auch eine Einladung, achtsam mit Materialien umzugehen und den Moment bewusst zu genießen. Jeder Faden erzählt eine Geschichte, jeder Griff stärkt die Verbindung zwischen Mensch, Material und Tradition.
Ein Workshop für die Seele – und ein Schal gegen kalte Wintertage
Es ging nicht nur darum, etwas Nützliches zu schaffen, sondern auch darum, etwas mit Herz zu gestalten. Der handgewebte Schal wird uns an die ruhigen Stunden im Atelier erinnern – an die Kunst des Entschleunigens, an die Freude, etwas mit den eigenen Händen erschaffen zu haben.
Das Weben ist ein Sinnbild für das Leben selbst: Geduld, Hingabe und Liebe zum Detail führen zu einem Ergebnis, das nicht nur praktisch ist, sondern auch Schönheit und Bedeutung in sich trägt.
Unsere Fragen – Juulas Antworten
Wer bist du und was machst du?
Mein Name ist Jule und ich bin leidenschaftliche Stoffliebhaberin – so sehr, dass ich meine eigenen Stoffe webe und aus ihnen schöne und praktische Dinge nähe. Und weil es ein so schönes Handwerk ist, gebe ich in meinen Workshops die Freude des Webens an euch weiter.
Seit wann machst du was du tust?
2014 fand ich meine Passion fürs Weben- meinen ersten Webrahmen baute ich mir noch aus
Stöckern aus dem Wald zusammen, wenig später durften ihn größere und vor allem stabilere
Modelle ersetzen. Meine Marke JUULA entstand dann 2020, seitdem kann man meine Produkte (aus meinen handgewebten oder erlesenen, gekauften Stoffen) erwerben und auf Social Media hinter die Kulissen meines Ateliers schauen.
2023 konzipierte ich die ersten Workshops, die heute ein wichtiger Teil von JUULA sind.
Wie bist du dazu gekommen
Ursprünglich war ich einfach fasziniert von der so simplen doch effektiven Technik des Webens. Zwei Fäden, die sich kreuzen und peut a peut eine textile Fläche ergeben. Eine Fläche, die man nach Lust und Laune gestalten kann – entweder ganz ebenmäßig als Stoffbahn oder frei und intuitiv z.B. als Wandbild.
In meinem Modedesignstudium hatte ich immer das Bedürfnis, zu meinen Kollektionen gewebte oder anderweitig haptisch spannende Teile hinzuzufügen – auch wenn dies einen erheblichen Mehraufwand bedeutete. Die Oberflächenstruktur eines Stoffes war schon immer das spannendste für mich in der Textilwelt.
Zu den Kursen bin ich folgendermaßen gekommen: Während ich auf einem Weihnachtsmarkt meine Begeisterung fürs Weben teilte und die Gäste auf einem Mini-Webstuhl das Handwerk selbst ausprobieren konnten, entstand die große Nachfrage nach Web-Workshops. Begeistert von der Idee machte ich mich gleich an die Umsetzung. Ich wollte den Leuten eine schöne Auswahl an
Techniken geben – so kann man bei mir lernen, kunstvoll einen Wandbehang zu gestalten, in kurzer Zeit einen praktischen Untersetzer in Fischgratmuster zu weben oder einen hochwertigen Wollschal herzustellen.
Was sind deine Lieblingsmotive oder Lieblingstechniken?
Mein Weberei-Ursprung liegt beim Wandteppich weben, also das freie und kreative Gestalten am Webrahmen oder Webstuhl mit verschiedenen Materialien und Mustern. Aus den größeren Stücken dieses Stoffes stelle ich gerne Taschen her, weil er so schön fest gewebt und gleichzeitig ganz weich anzufassen ist. Mit der Zeit habe ich auch eine große Liebe für das Weben von Alltagsobjekten entwickelt – wie zB das Weben von Schals, die man sich nach der Fertigstellung am Webrahmen direkt um die Schultern legen und genießen kann.
Welche Materialien/ Stifte/Farben nutzt du am liebsten und warum gerade diese
Alles, was natürlich ist, kommt mir auf den Webstuhl. Baumwolle, vorrangig bio oder recycled, Wolle, so viel es geht mit Ökotex-Siegel und mulesingfrei sowie ab und zu Leinen und Bambusgarne.
Farblich bewege ich mich zwischen erdig-natürlich und pastellig-romatisch. Meine Lieblingsfarbe seit eh und je ist Altrosa 🙂
Wer oder was inspiriert dich?
Auf der ganzen Welt wird gewebt, und jedes Land hat seine eigenen Stile. Jedes Mal, wenn ich gewebte Textilien sehe, entsteht in mir diese Freude der Inspiration, ein regelrechtes Bauchkribbeln. Inspiration kann auch ein Gang durch die ins Abendlicht getränkte Natur sein, Reisen in andere Länder, schön eingerichtete Räume, der Besuch von Stoffläden.
Wie sieht für Dich ein perfekter Arbeitstag aus?
Am liebsten habe ich die Tage, an denen ich einen Workshop gebe, denn da komme ich in den Austausch und teile die Freude mit allen Teilnehmenden. Das ist immer eine total schöne Sache und hinterlässt ein warmes, wohliges Gefühl bei Allen.
Ansonsten freue ich mich sehr, wenn ich Zeit habe, einfach nur zu weben und dem Stoff beim Entstehen zuzusehen.
Jeder Tag im Atelier ist tatsächlich unterschiedlich, doch im Gegensatz zu den ersten paar Jahren haben ich mittlerweile recht regelmäßige Arbeitszeiten etabliert – so beginnt mein Arbeitstag meistens 10 Uhr und endet 18 Uhr, mit einer Mittags- und Kaffeepause zwischendrin.
Was gibst Du Teilnehmern Deiner Kurse und Veranstaltungen mit auf den Weg, die sich für zu unkreativ oder unbegabt halten?
Weben ist für Alle! Egal, was man tut, das Ergebnis ist immer faszinierend und schön, meiner Erfahrung nach. Der Fokus liegt hier definitiv auf dem Prozess, dem Arbeiten mit den Händen, der meditativen Wiederholungen und der daraus entstehenden Entspannung.
Und wenn man sich doch mal uninspiriert fühlen sollte, stehe ich mit Rat und Tat zu Seite und zusammen bringen wir den Flow zurück- ganz sicher 🙂
Was liebst du an deinem Job?
Ich liebe an meinem Job besonders, dass ich tagtäglich mit Textilien, mit Stoff arbeite. Das schönste Material und unendliche Möglichkeiten, damit Schönes herzustellen- meine Kreativität fühlt sich hier zuhause!
Daaanke liebe Julia für deine Antworten und den wundervollen, inspirierenden Workshop!
Der Tag in Hamburg war nicht nur eine kreative Auszeit, sondern auch eine wertvolle Lektion darin, wie befriedigend es ist, alte Handwerkskünste wieder aufleben zu lassen. In einer Zeit, in der vieles digital und flüchtig ist, erinnert uns das Weben daran, wie wichtig es ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und etwas von Hand zu schaffen, das bleibt.
Mit dem neuen Wollschal um den Hals kann der Winter kommen – und mit ihm die Erinnerung an einen inspirierenden Tag voller Kreativität, Handwerkskunst und der Freude, etwas Eigenes zu erschaffen.
Und nun bin ich sehr gespannt, auf die Posts meiner DIYhochdrei Kolleginnen, ihr auch?
Evi @mrsgreenhouse klick hier
Smilla @smillaswohngefühl klick hier
Hier geht es zu weiteren Werkstattbeiträgen…
DIYhochdrei zu Besuch in der Craftschöpferey hier
DIYhochdrei zu Besuch bei miss patty design hier
DIYhochdreizu Besuch bei Plöttjegood klick hier
DIYhochdrei zu Besuch bei Scatoli, die Papeterie im Norden klick hier
DIYhochdrei Kreativ zu Hause mit Vivian von Bags & Pieces klick hier
DIYhochdrei Siebdruck zu Hause mit Sarah aus der Silberfabrik klick hier
DIYhochdrei Kreativ zu Hause mit Kathrin von Keramik2go klick hier
DIYhochdrei zu Besuch bei der Textildesignerin Orike Muth klick hier
DIYhochdrei zu Besuch in der Handdruckmanufaktur Stempel Jazz bei Juli & Tim Logemann klick hier
DIYhochdrei zu Besuch bei der Modedesignerin Julia Starp klick hier
Für heute bedanke ich mich für euren Besuch und wünsche euch einen schönen Mittwoch !
XoXo Amy
Wer und was ist eigentlich DIYhochdrei?
DIYhochdrei ist eine Plattform für alle kreativ Schaffenden, die mehr Aufmerksamkeit für ihre Werke, eine größere Reichweite und ein inspirierendes Netzwerk möchten.
Und so funktioniert das Format: Wir – amy @einfallsreichblog, Evi @mrsgreenhouse.de und Smilla @smillaswohngefuehl besuchen spannende Werk- und Wirkstätten. Einen Tag lang begleiten wir fotografisch die Arbeit vor Ort und probieren und produzieren selbst. Aus all den Fotos, Videos, Erfahrungen etc. entsteht eine individuelle Werkstattgeschichte, die zu einem verabredeten Datum auf unseren drei individuellen Blogs und auf Instagram @diyhochdrei online gehen. Für alle Kreativschaffenden/Werkstattbesitzer: meldet euch gerne bei Interesse einfach mit einer persönlichen Nachricht!
Wir setzen uns dann mit euch in Verbindung!
3 Kommentare
Liebste Amy,
Du kannst einfach mit Worten malen, wie keine Andere! Ich schwelge in Deinem Text. Und der Tag mit Euch war wieder wunderbar.
fühl Dich gedrückt
Smilla
Liebe Amy, was für ein schöner Bericht von diesem wundervollen Tag! Wenn ich das lese, denke ich so gerne daran zurück und bin immer noch fasziniert, wie schön unsere drei Schals geworden sind.
Sei lieb gegrüßt, Evi
[…] unbedingt auch noch bei Evi (Mrs.Greenhouse) und Amy (Einfallsreich Blog) vorbei, denn wie immer haben wir drei ganz unterschiedliche Stücke hergestellt und auch wieder […]